US-GAAP
US-amerikanisches Pendant zu den GoB
Wie in Deutschland auch sind in den USA die Grundsätze zur Rechnungslegung und Bilanzierung im Laufe der Zeit gewachsen, bis sie als heute allgemein gültige Standards US-GAAP zusammengefasst wurden. Es gibt zwar eine große Ähnlichkeit zu den deutschen Regeln, doch es sind vor allem die Unterschiede, auf die Unternehmen achten sollten: Die US-GAAP sind nämlich der Schlüssel zum US-Kapitalmarkt.
US-GAAP – was ist das eigentlich?
Mit den Generally Accepted Accounting Principles (US-GAAP) werden die allgemein anerkannten Grundsätze zur Rechnungslegung und Bilanzierung in den USA beschrieben. Diese sind sowohl für Unternehmen als auch für privatrechtliche Unternehmen von großer Bedeutung.
Die US-GAAP sind eine Sammlung nicht kodifizierter Regelungen für Einzelfälle (Case Law), die zum überwiegenden Teil vom Financial Accounting Standards Board (FASB) aufgestellt wird. Doch vor allem beeinflussen berufliche US-Organisationen wirtschaftsprüfender Berufe die Entwicklung der Regeln. Börsennotierte Gesellschaften müssen über die US-GAAP hinaus zusätzliche Auflagen der Securities and Exchange Comission (SEC), also der Wertpapier- und Börsenaufsicht, erfüllen – dazu zählen in erster Linie Offenlegungspflichten.
Welche Ziele verfolgen die US-Grundsätze?
Ähnlich wie die im deutschen Handelsrecht klar definierten Regeln zur Buchführung zielen die US-GAAP ebenfalls darauf ab, mit einem Jahresabschluss den Kapitalgebern einheitliche und damit vergleichbare Informationen zu liefern. Allerdings beinhalten die US-Vorschriften keine Ausschüttungsbemessungsfunktion, wie das in Deutschland der Fall ist. Vielmehr werden handelsrechtliche und steuerrechtliche Jahresabschlüsse in den USA komplett getrennt.
Die Entstehung der Standards
Ursprünglich gab es in den USA eine ganze Reihe von Einzelfallvorschriften, die vom Financial Accounting Standards Board (FASB) sukzessive systematisiert wurden. Heute gelten die US-Vorschriften zur Rechnungslegung, also US-GAAP und die IFRS (International Financial Reporting Standards), als weltweit anerkannte Standards. In den Vereinigten Staaten erhalten demnach nur jene Unternehmen einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk des Wirtschaftsprüfers, die ihren Abschluss entsprechend den GAAP-Richtlinien erstellt haben. Im Umkehrschluss bedeutet das eine Pflicht zum US-GAAP-konformen Erstellen der Abschlüsse – vor allem für große kapitalmarktorientierte und an der US-amerikanischen Börse gehandelte Unternehmen.
Diese Verpflichtung betrifft also auch entsprechende Unternehmen im Ausland. Bis 2007 mussten diese ausländischen Unternehmen ihr finanzielles Reporting grundsätzlich entsprechend den US-GAAP aufstellen. Seither können sie zwischen den US-GAAP und IFRS-Vorschriften wählen. Die Herausgeber beider Regelwerke arbeiten ohnehin eng zusammen.
Aufbau des Jahresabschluss nach US-GAAP
Auf den ersten Blick ähnelt die Struktur der des deutschen Handelsrechts – vorgesehen sind:
- Bilanz (Balance Sheet)
- Gewinn- und Verlustrechnung (Statement of Income)
- Kapitalflussrechnung (Statement of Cashflows)
- Eigenkapitalverwendungsrechnung (Statement of Changes in Stockholders Equity)
- Angabepflichten zur Bilanzierungspolitik (Notes to Financial Statements)
Ähnlich sind auch die IFRS und die Vorschriften zum Jahresabschluss im Handelsgesetzbuch (HGB) ausgebaut – welche ebenfalls Bilanz sowie die Gewinn-und-Verlustrechnung als Grundbestandteile vorsehen – aber um Kapitalflussrechnung, Eigenkapitalspiegel und Lagebericht erweiterbar sind.
Wann müssen deutsche Unternehmen ihre Rechnungslegung nach IFRS aufsetzen?
Die 2001 zur Harmonisierung der verschiedenen internationalen Vorschriften eingeführten Standards IFRS sind immer dann anzuwenden, will ein Unternehmen am europäischen Börsenhandel im Bereich des regulierten Marktes teilnehmen. Im Gegensatz dazu stellen die Einzelfälle, die in den US-GAAP abgebildet werden die Voraussetzung dar, um als Unternehmen den US-Kapitalmarkt in Anspruch nehmen zu können, wie zum Beispiel mit einer Börsennotierung.
US-GAAP als Voraussetzung zur Teilnahme am US-Kapitalmarkt
Die verschiedenen Regeln der nationalen und internationalen Standards zur Rechnungslegung machen es Unternehmen schwer, ihre Finanzinformationen adäquat aufzubereiten. Ziel muss es immer sein, dass die Daten einheitlich zu prüfen und damit vergleichbar sind. Während die US-GAAP als Sammlung von Einzelfällen vor allem dann relevant werden, wenn ein Unternehmen Zugang zum US-Kapitalmarkt erlangen will, sind die IFRS für die europäischen Börsen verpflichtend.
Daraus ergeben sich ganz unterschiedliche Ansprüche, die deutsche Unternehmen an eine Software-Lösung für die Buchhaltung und Rechnungslegung stellen müssen: Die US-GAAP weichen von den IFRS ab – und beide Regelwerke auch von den im deutschen Handelsrecht verankerten GoB. Umso wichtiger ist es, dass sich Unternehmen bereits vor der Entscheidung für eine Software gründlich zum Leistungsumfang informieren.