Was ist genau damit gemeint?
Das Ausscheiden eines Mitarbeiters geht oft genug im Alltagsgeschäft unter – und damit vergibt sich ein Unternehmen die Chance, mehr über die Gründe und einen eventuellen Handlungsbedarf zu erfahren. Qualifizierte Fachkräfte zu verlieren, kann sich heute kaum noch eine Firma leisten. Doch es gibt unterschiedliche Szenarien, die zur Kündigung führen können. Gefragt ist also ein Exit-Management, das den unterschiedlichen Motivationen Rechnung trägt. Offboarding sollte einen professionell organisierten Austritt eines Beschäftigten aus einem Unternehmen umfassen - angefangen bei der ausgesprochenen Kündigung bis hin zum letzten Tag und damit zum faktischen Abschied.
Wichtig ist, dass ein professionelles Offboarding zwei Ebenen umfassen muss: Einerseits zieht das Ausscheiden eines Mitarbeiters Folgen im Unternehmen selbst nach sich. Diese Ebene wird als technischer Prozess bezeichnet, der sich zum einen mit den notwendigen technischen Maßnahmen und zum anderen mit den organisatorischen befasst. Zum Beispiel sind Equipment, Ausweise und Schlüssel wieder vom Ausscheidenden abzugeben, aber auch seine Zugangsdaten für die relevanten Systeme zu deaktivieren. Die zweite Ebene ist als sozio-emotionaler Prozess zu verstehen, der mit einem offenen Gespräch, wie beispielsweise einem Austrittsinterview, enden sollte. Denn nicht nur der erste Eindruck ist entscheidend, auch der letzte zählt.
Warum ein professionelles Offboarding so wichtig ist
Welche Motivation auch genau vorlag: Scheidet ein Mitarbeiter aus, verliert ein Unternehmen nicht nur eine Arbeitskraft, sondern hat eine ganze Reihe von Aufgaben zu erledigen. Gibt es hier keinen klar strukturierten Offboarding-Prozess, der eine Übersicht zu den einzelnen notwendigen Schritten enthält und diese genau priorisiert, drohen chaotische Abläufe - und Versäumnisse. Diese können sich fatal auswirken, wenn beispielsweise wichtige Dokumente oder Schlüssel nicht im Unternehmen verbleiben oder sensible Systeme nicht umsichtig geschützt werden.
Nicht zu unterschätzen ist auch der Verlust von Knowhow und Erfahrungen, sollte der Aufgabenbereich des Ausscheidenden nicht vorausschauend an einen Nachfolger übergeben werden. Das Unternehmen trägt in dieser Phase eine große Verantwortung - und zwar sowohl gegenüber dem ausscheidenden Mitarbeiter als auch den verbleibenden und sich selbst. An einem unkoordinierten Ende eines Arbeitsoder Dienstverhältnisses kann also nicht nur das Image leiden, hier eröffnet sich das Risiko für Verluste und Rechtsstreitigkeiten im Nachgang.
Folgende Vorteile eines professionellen Offboardings lassen sich demnach zusammenfassen:
- Sorgt für ein positives Unternehmensimage
- Ermöglicht die geordnete Übergabe des Aufgabengebietes
- Beugt ungewollten Kündigungen vor
- Erleichtert die Rekrutierung neuer Mitarbeiter
- Reduziert das Risiko von Rechtsstreitigkeiten
- Schafft u. U. die Grundlage für eine Rückkehr
- Wahrt den Schutz von Daten und internen Informationen
Motivation für das Ausscheiden im Offboarding aufgreifen
Grundsätzlich besteht ein Offboarding-Prozess aus strukturierten, standardisierten und klar definierten Aufgaben. Und doch ist ein bestimmtes Maß an Flexibilität notwendig, da die Trennungsgründe durchaus sehr unterschiedlich sein können. Die gängigen Situationen:
- Ein Mitarbeiter kündigt von sich aus, um der eigenen beruflichen Karriere eine neue Richtung zu geben. In diesem Fall ist davon auszugehen, dass der betreffende Mitarbeiter ein offenes Gespräch führt, seine Pläne ehrlich darlegt und seinen Weggang bedauert. Alternativ könnte auch ein Konflikt in der jeweiligen Abteilung dazu beitragen, dass sich die Stimmung immer weiter verschlechtert. Dann wird der Beschäftigte ohne große Erklärung seine Kündigung aussprechen.
- Ein Mitarbeiter muss entlassen werden - aus vielfältigen Gründen. Ob Kosteneinsparung, betriebliche Umstrukturierung oder unternehmensschädigendes Verhalten des Mitarbeiters - eine solche Kündigung von Seiten des Unternehmens ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch für viel Unruhe unter der Belegschaft und rechtliche Auseinandersetzungen sorgen.
- Ein Mitarbeiter geht in den Ruhestand. Das wohlverdiente Ende der beruflichen Laufbahn ist erreicht - doch viele Arbeitnehmer haben Probleme in dieser Situation: Künftig keinem geregelten Ablauf und festen Arbeitsaufgaben nachgehen zu können, kann durchaus Ängste auslösen.
- Ein Mitarbeiter ist unerwartet verstorben. Diese Situation ist nicht nur für die Hinterbliebenen schwer zu begreifen, auch die Kollegen sind menschlich betroffen und bedürfen einer besonderen Fürsorge. Das Unternehmen steht vor besonderen Herausforderungen, die weit über die technische Ebene hinausgehen.
Der Prozess muss anpassbar sein
Das Exit-Management muss also sehr unterschiedlichen Situationen gerecht werden. Und doch lassen sich einige grundlegende Aufgaben klar umreißen:
- Personalabteilung und Buchhaltung kontaktieren und informieren, um rechtzeitig alle Vorbereitungen treffen zu können
- offenes Feedbackgespräch führen, das einerseits Wertschätzung vermittelt, andererseits aber auch die Gründe offenlegt und zum weiteren Vorgehen informiert
- Unterlagen wie Arbeitszeugnis und Referenzen erstellen, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten
- Transparenz herstellen und die Veränderung gegenüber den Kollegen, Kunden und Geschäftspartnern kommunizieren
- Übergabe organisieren und dokumentieren
- technisches Offboarding sicherstellen, wie beispielweise IT- und Sicherheitsabteilung einschalten, Rückgabe von Firmeneigentum planen, Mails und Anrufe umleiten
- Abschied entsprechend der konkreten Situation gestalten
- nach Möglichkeit in Kontakt bleiben, Ausgeschiedenen also in bestimmte Kommunikationsnetze einbeziehen
Schon anhand dieser groben Aufstellung der anstehenden Offboarding-Aufgaben zeigt sich, wie komplex das Thema tatsächlich ist. Angesichts neuer Arbeitsformen, sind hier weitere Differenzierungen notwendig.
Remote-Offboarding – das ist dabei wichtig
Sofern der ausscheidende Mitarbeiter überwiegend oder generell im Homeoffice oder sogar im Ausland arbeitet, stellen sich unter der Überschrift Remote-Offboarding weitere Fragen:
Rückgabe von Unternehmenseigentum - wie wird das organisiert?
Hier sollte ein Unternehmen die Transportwege bedarfsgerecht festlegen - und auch die Kostenfrage von vornherein klären.
Verabschiedung - in welcher Form bietet sich diese an?
Das Exit-Interview und eine kleine Abschiedszeremonie lassen sich durchaus als Video-Call durchführen - entsprechende Vorbereitungen sollten frühzeitig getroffen werden.
Beschäftigte aus dem Ausland - welche Auswirkungen sind bei Kündigung zu bedenken?
Wird das Arbeitsverhältnis mit einem ausländischen Beschäftigten beendet, wirkt sich das u. U. auf dessen Visa-Status, auf seine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis auswirken. Sinnvoll ist es, wenn das Unternehmen rechtzeitig dazu informiert, welche formalen Schritte nun vor ihm liegen.
Häufige und vermeidbare Offboarding-Fehler
Scheidet ein Mitarbeiter unkoordiniert aus, droht Wissensverlust - wenn der wichtige Transfer im Rahmen einer umsichtigen Übergabe fehlt. Ebenso schwierig ist die Lücke im Datenschutz, sollte der Ausscheidende nach wie vor Zugang zu firmeninternen Informationen haben. Kunden könnten irritiert reagieren, wenn sie plötzlich den bekannten Ansprechpartner nicht mehr erreichen, da sie nicht rechtzeitig über die personelle Veränderung informiert wurden.
Doch selbst das Fokussieren auf die technische Seite eröffnet das Risiko weiterer Fehler: Unternehmen sollten das Feedback nutzen, um wichtige Rückschlüsse zu ziehen - und damit eventuell weitere Kündigungen zu verhindern. Nicht zuletzt ist es eine Image-Frage, wenn ein ausscheidender Mitarbeiter nicht wertschätzend verabschiedet, sein Arbeitszeugnis zu spät ausgehändigt oder zu unpersönlich geschrieben wird: Der Ruf als Arbeitgeber wird insbesondere für qualifizierte Bewerber ein immer wichtigeres Kriterium - und hier können Unternehmen mit einem professionellen Offboarding die Weichen für die Zukunft stellen.
Wie kann eine Software den Offboarding-Prozess erleichtern?
Die Digitalisierung eröffnet ein enormes Potenzial und das Offboarding macht hier keine Ausnahme: Mit einer bedarfsgerechten Software stellen Unternehmen sicher, dass das Exit-Management keine Aufgabe vernachlässigt und alle Verantwortlichen automatisch in den Prozess einbezogen werden. Vor allem auf der technischen Ebene kann eine Software mit Funktionen wie der sicheren Deaktivierung von Zutrittsberechtigungen oder Kennwörtern punkten, aber eben auch Übersichten der ausgegebenen Arbeitsmaterialien wie Smartphone, Laptop oder Firmenwagen liefern. Darüber hinaus lässt sich das gesamte Offboarding zielführend planen und dokumentieren – bis hin zu Erinnerungsfunktionen, die alle involvierten und mit Aufgaben betrauten Mitarbeiter mit ins Boot nehmen.
Doch auch die Aufgaben auf der sozialen und emotionalen Ebene lassen sich mit Hilfe einer Software abbilden und das weit über die Unterstützung bei der Vorbereitung des wichtigen Offboarding-Gesprächs hinaus. Unternehmen können einen bedarfsgerechten Prozess definieren, sodass die Software die Abläufe automatisiert steuert. Das hält den Rücken frei für die wertvollen zwischenmenschlichen Aspekte.